Den Weg der Schafwolle erleben in der Manufaktur Haslach

Schafwolle – ein fast vergessener Rohstoff. Früher wurde auf jedem Hof noch gewaschen, gekämmt, gesponnen und gestrickt oder gewebt. Mittlerweile sind Schafwollpullover oder -socken nicht mehr modern. Dabei leben in Österreich auf seine 8 Millionen Einwohner noch knapp 400.000 Schafe. Ein bis zweimal im Jahr müssen die Schafe geschoren werden, damit sie im Sommer unter dem schweren Fell nicht überhitzen. Je Schur fallen etwa 3 Kilo Rohwolle an. So könnten in Österreich theoretisch jedes Jahr 1,2 Millionen Kilo Schafwolle gewonnen werden. Tatsächlich sind es etwa 800.000 Kilo, da es auch kurzhaarige Rassen gibt und nicht sämtliche Wolle gesammelt wird.

Schafwolle besitzt bemerkenswerte Eigenschaften: sie wärmt, wenn es draußen kalt ist und kühlt, wenn es draußen warm ist. Sie kann bis zu einem Drittel des Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich klamm anzufühlen und bei geeigneten Umgebungsbedingungen wieder abgeben. Außerdem ist sie selbstreinigend und geruchsneutralisierend. Durch den Lanolingehalt (Wollfett) tragen Schafe einen dauerhaften Regenschirm auf dem Rücken, denn es wirkt wasserabweisend. Für die menschliche Haut ist Lanolin äußerst pflegend und bildet eine schützende, feuchtigkeitsspendende Schicht.

In der Manufaktur Haslach verarbeiten wir seit 1990 Schafwolle auf möglichst schonende Weise, um von eben diesen Eigenschaften zu profitieren und diesen nachwachsenden Rohstoff zu nutzen. Bei einer Führung durch unser Haus, können Sie den Weg der schmutzigen Schafwolle bis zum fertigen Endprodukt nachgehen. Wir beginnen in der Wollannahme: dort wird nach Faserarten und Farben sortiert. Je nach Rasse ist die Schafwolle kurzfaserig und gekräuselt (wie beim Merino-Schaf) oder lang und robust (wie beim Zackel-Schaf). Während sich kurze Fasern gut zum Stopfen, Füllen oder Filzen eignen, sind lange Fasern ideal zum Spinnen, Zwirnen und Stricken. Außerdem unterscheiden wir nach Fellfarbe. Bei unseren ungefärbten Schafwollteppichen nutzen wir die natürlichen Variationen der Wollweiß-, Grau- und Brauntöne.

Als nächstes geht es zur Wollwäsche. Mit Waschsoda und warmem Wasser wird die Wolle gespült, um Schmutz und einen Teil des Fettes auszuwaschen. Dabei darf sie nicht bewegt werden, um nicht vorzeitig zu verfilzen. Nach dem Trocknen erreicht die Wolle das Herzstück unserer Manufaktur: den 13-Meter-langen Krempel, der bereits seit über hundert Jahren Wolle zu Vlies kardiert. Diese äußerst robuste und beeindruckende Maschine reißt und kämmt die Wollfasern zunächst in eine dann in die andere Richtung, bis ein loses Vlies entsteht. Das Vlies kann zum Stopfen oder Füllen verwendet werden. Wir selbst nähen daraus unsere Betten und Polster mit Baumwollbezug und reiner Schafwollfüllung. Alternativ kann das Vlies vom Krempel in Stränge geschnitten und zu einem handgewebten Teppich verarbeitet werden.

Mittlerweile wird ein Teil der Wolle in Deutschland gefilzt und teilweise gefärbt. Als Filzmeterware gelangt unsere Schafwolle dann wieder zu uns. In der Näherei entstehen daraus unsere beliebten Filzpantoffel „Haslach“, aber auch Einkaufstaschen, Rucksäcke und eine breite Palette an Filzprodukten. Hier wird offenkundig, dass wir seit einiger Zeit als sozialökonomischer Betrieb arbeiten. Das bedeutet, dass wir zusätzlich zum Stammpersonal Menschen einen befristeten Arbeitsplatz bieten, die bislang Schwierigkeiten hatten, ein reguläres Arbeitsverhältnis zu finden. Während ihrer Zeit bei uns erhalten sie Unterstützung dabei, langfristig eine passende Stelle in der Arbeitswelt zu finden.

Unterwegs kommen wir bei unserer Führung noch im Nassfilz-Bereich vorbei. Hier wird ein lockerer Filz in unsere liebevoll gefertigten Walkpantoffel verwandelt. Beim Walken wird der lose Filz mithilfe von Wasser und Druck zu einem sehr festen und robusten Filz verdichtet. Die nassen Schuh-Rohlinge werden im Anschluss händisch gezogen und geklopft und gewinnen nach dem Trocknen ihre Stabilität. Im Gegensatz zum industriell gefertigten Filz sieht man bei diesem Modell die Handarbeit: der gewalkte Filz ist nicht gleichmäßig dick, und verhält sich gerne mal charakterstark. So ist jedes Paar Walkschuhe ein echtes Unikat.

Nach etwa einer Stunde kommen wir wieder in unserem Geschäft an und haben mehrere Stockwerke der Wollverarbeitung durchlaufen. Vielleicht haben Sie auf dem Weg die vielfältigen Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten der Schafwolle zu schätzen gelernt. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

 

Kontakt:
MANUFAKTUR HASLACH
Stahlmühle 3, A-4170 Haslach a. d. Mühl
Tel.: +43 (0)7289-72180, Fax: -72180-20
E-Mail: manufaktur@alom.at
www.manufaktur-haslach.at